Stadtgeschichte

Die Geschichte der Reichsstadt Gelnhausen beginnt im Jahre 1170, obwohl die Besiedlung des Ortes in weit frühere Zeiten zurückreicht.

In den Jahren zuvor zog Kaiser Friedrich I. von Hohenstaufen, genannt Barbarossa (1122/24 – 1190) in der Zeit von 1155 bis 1166 viermal über die Alpen nach Italien:

1155 wurde er von Papst Hadrian IV. in Rom zum Kaiser gekrönt, mit dem zweiten Italienzug 1158 verfolgte er vor allem die Festigung des kaiserlichen Ansehens und der Reichsgewalt in Italien. Der dritte Italienzug (1163) sollte der Bereinigung von Widerständen italienischer Städte dienen, was jedoch nicht den erhofften Erfolg brachte. So zog er 1166 mit großem Heer erneut gen Süden. Dabei wurde seine Gemahlin Beatrix von Papst Paschalis III. zur Kaiserin gekrönt. Dann brachen jedoch in seinem Heer Krankheiten aus, was zu großen Verlusten führte. Er konnte nur auf Umwegen zurückkehren; sein Ziel der Wiederherstellung der Reichsgewalt in Italien war zunächst gescheitert.

In dieser Situation war es für Friedrich I. nun wichtig, seine Macht in Deutschland auszubauen.

Während seiner Abwesenheit hatten Heinrich der Löwe und die Territorialfürsten die Zeit genutzt, eigene Interessen zu verfolgen. Auf sie konnte sich der Kaiser nicht mehr verlassen.

Um seine Macht im Reiche zu stärken, setzte er auf Vermehrung des Reichsgutes und Schaffung von „Königslandschaften” (terrae imperii) an politisch, strategisch und wirtschaftlich bedeutsamen Orten, so auch im hiesigen Bereich, der Wetterau. In diesen terrae imperii gründete Friedrich in der nächsten Zeit Städte, baute Pfalzen und errichtete Sicherungen für Handelsplätze.

In diesem Sinne bot sich nun Gelnhausen aus folgenden Gründen zum Ausbau an:

Der Standort lag an der Ost und West verbindenden via regia, auch des Reiches Straße oder in der hiesigen Region Kinzigstraße genannt. Dazu kamen sich hier zwei andere alte Handelsstraßen – die Birkenhainer Straße im Süden und die Hohe Straße (Reffenstrasse) im Norden – besonders nahe, so dass sich eine günstige Querverbindung zwischen den beiden Wegen, die sicherlich bereits lange vor dieser Zeit bestand, und deren Kreuzung mit der via regia zur Anlage einer Handelsstadt geradezu anbot.

Außerdem war die Kinzig zwischen Gelnhausen und ihrer Mündung in den Main bei Hanau schiffbar und diente dem Transport und dem Handel in west-östlicher Richtung. Gelnhausen war Umladestation von Wasserweg auf Landweg bzw. umgekehrt. Dies bedingte wiederum den Ausbau der „Infrastruktur”, der Ort wurde Handelsplatz und Verkehrsknoten.

Die Wissenschaft vermutet, dass bereits in fränkischer Zeit (um 500 – 850) hier eine Siedlung bzw. ein Königshof bestand. Bereits zu dieser Zeit hat man wohl die hiesige günstige Verkehrslage erkannt. So ist erklärlich, dass der Kaiser hier „seine Hand in besonderer Weise im Spiel” haben wollte.

Im Jahre 1170 bestanden mit großer Wahrscheinlichkeit in der Lage von Gelnhausen mindestens drei Siedlungen, und zwar im Norden (Bereich Godobertuskapelle) Godobrechtshausen , im nordwestlichen Bereich des Obermarktes und im südöstlichen Bereich des Untermarktes. Dazu lag östlich davon die Ansiedlung Ubenhausen.

Mit Urkunde vom 25. Juli 1170 gründete Kaiser Friedrich I. Gelnhausen als Reichsstadt mit besonderen Privilegien.

Diese besagten,

dass Gelnhausens Kaufleute im Reichsgebiet zollfrei reisen durften,dass sie ihr Eigentum an Nachkommen und Verwandte, auch weibliche, vererben konnten,dass sie Ihr Grundeigentum an Gelnhäuser Bürger verkaufen durften (allerdings nur an diese),und dass nur der Kaiser oder sein ständiger Vertreter, der villicus, in der Stadt Gericht halten durfte.

zur Stadtgründungsurkunde

Verständlicherweise musste die Stadt den Kaiser unterstützen, beispielsweise durch die Verpflichtung zur Befestigung der Stadt und bei kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Abgaben waren nur an den Kaiser zu leisten, die Stadt war keinem anderen Territorialherrn unterworfen.

Durch Anordnung des Kaisers sollten sich die bisherigen Ansiedlungen in einem Gebiet zusammenschließen, das sich durch gute natürliche Wasservorkommen auszeichnete. So gab es in der neu gegründeten Stadt drei Borne zur Wasserversorgung, dazu viele heute noch in alten Häusern vorhandene Tiefbrunnen. Auch Abwasserkanäle wurden frühzeitig angelegt. Die gute Wasserver- und -entsorgung war für die Gesundheit der Bevölkerung von ausschlaggebender Bedeutung, was sicherlich auch Gründe für das Überstehen von Pestzeiten waren.

Um die Zeit der Stadtgründung ist der Bau der Kaiserpfalz Gelnhausen auf einer Kinziginsel anzusetzen, deren Ruine auch heute noch mit ihren bedeutenden Steinbildhauereien ein Anziehungspunkt für Wissenschaftler und kunsthistorisch Interessierte ist.

Kaiserpfalz - Foto von Max Halm 1895 (Stadtarchiv Gelnhausen)
Kaiserpfalz - Foto von Max Halm 1895 (Stadtarchiv Gelnhausen)

Der Bau der Marienkirche, der Peterskirche und des Romanischen Hauses sind ebenso in dieser Zeit oder kurz danach zu datieren.

Gelnhausen war Münzort; dies ist belegt durch Münzfunde, die unzweifelhaft das Prägedatum in die Zeit um 1180 legen. Urkundlich erwähnt als Münzstätte finden wir Gelnhausen im 13., 14. wie auch im 17. Jahrhundert.

Brakteat aus der Reichsmünzstätte Gelnhausen 1180/1190 mit Kaiser Barbarossa und Kaiserin Beatrix - aus dem Archiv der Kreissparkasse Gelnhausen (Foto Uwe Rumpf)

Ein in Gelnhausen abgehaltener Reichstag sei wegen seiner besonderen Auswirkungen erwähnt: Im Jahre 1180 wurden hier die Lehen Heinrichs des Löwen, der zuvor auf einem Reichstag zu Würzburg mit der Acht belegt worden war, neu verteilt.

Die handelspolitisch und auch militärisch bedeutsame Lage und der sich innerhalb weniger Jahrzehnte vollziehende wirtschaftliche Aufschwung Gelnhausens machte eine Befestigung der Stadt erforderlich. So sind Tore und die erste Ummauerung wohl bereits um 1200 entstanden. Die Errichtung eines zweiten äußeren Mauerringes um die West- und Südseite der Stadt ist in der Zeit zwischen 1330 und 1360 anzusetzen. Damit einher ging eine wesentliche Steigerung der wirtschaftlichen Bedeutung. Eine Reihe von Klöstern errichteten hier Wirtschaftshöfe, was die Bedeutung der jungen Stadt deutlich macht. So gab es Niederlassungen z.B. der Klöster Arnsburg, Haina, des Sachsenhäuser Deutschordens, der Marburger Deutschherren, und den Johanniterhof der Komturei Rüdigheim.

Johanniterhaus in der Holzgasse, erbaut 1. Hälfte 14. Jahrhundert, in einem Foto von Ludwig Bickell 1894 (Archiv des Geschichtsverein Gelnhausen e.V.)
Johanniterhaus in der Holzgasse, erbaut 1. Hälfte 14. Jahrhundert, in einem Foto von Ludwig Bickell 1894 (Archiv des Geschichtsverein Gelnhausen e.V.)

Mehrfache Aufenthalte Friedrichs I. und seiner Nachfolger trugen zur stetigen Aufwärtsentwicklung Gelnhausens bei. 1226 schloss sich Gelnhausen zur Sicherung des freien Handels mit Friedberg, Wetzlar und Frankfurt zum Wetterauer Städtebund zusammen. In damaliger Zeit kam es auch vor, dass die Stadt verpfändet wurde, d.h. dass die Abgaben nicht vom Kaiser, sondern von den jeweiligen Pfandherren eingezogen wurden. In der Regel wurde die Stadt nach einiger Zeit wieder ausgelöst. Jedoch hatte die Verpfändung Gelnhausens durch Kaiser Karl IV. im Jahre 1349 an die Grafen von Schwarzburg und Hohenstein, nachfolgend an die Pfalzgrafen bei Rhein und die Grafen von Hanau Bestand und führte nicht nur zu Konflikten, sondern auch zur wirtschaftlichen Schwächung der Reichsstadt.

Zu den Merkmalen einer mittelalterlichen Stadt zählte neben dem Zollrecht, dem Befestigungsrecht, dem Stadtgericht und der autonomen Stadtverwaltung auch das Marktrecht.

1220 verlegte Kaiser Friedrich II. den bedeutenden, uralten Köbeler Markt (röm.: Cavilla – Kebela – Köbel) vom heutigen Marköbel nach Gelnhausen und machte es so zum Mittelpunkt des Warenumschlags. 1559 wurde ein weiterer Markt durch Ferdinand I. genehmigt und 1571 ein dritter Jahresmarkt durch Maximilian II.

Über den im Kinzigtal und speziell in Gelnhausen betriebenen Weinbau ist eine urkundliche Erwähnung bezüglich des Beginns nichts bekannt. Jedoch hatten 1170 bereits die Klöster Selbold und Meerholz Weinbesitzungen in Roth, Gelnhausen, Haitz und Eidengesäss. Die Weinbergflur nahm später durchgehend die Südhänge des mittleren Kinzigtals ein. Die letzten offiziellen Weinlesen in Gelnhausen werden kurz nach 1900 abgehalten.

Weinlesefest mit "Orwanesi" (St. Urban auf der Stange). Foto von Max Halm, Gelnhausen, vor 1900 (Stadtarchiv Gelnhausen)
Weinlesefest mit "Orwanesi" (St. Urban auf der Stange). Foto von Max Halm, Gelnhausen, vor 1900 (Stadtarchiv Gelnhausen)

Juden in Gelnhausen werden erstmals um 1240 erwähnt. Sie nutzten wie in anderen mittelalterlichen Städten wirtschaftliche Nischen als Erwerbsquellen. Der reichsweiten Verfolgung wegen vermeintlichen Verschuldens der Pestausbreitung fielen 1349 auch alle in Gelnhausen lebenden Juden zum Opfer. Eine spätere Vertreibung der Gelnhäuser Juden ist 1576, aber auch in den Jahren davor und danach, überliefert. Die rechtliche Gleichstellung der jüdischen Bürger erfolgte 1833. 1933 begann die Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten; bereits vor der reichsweiten Zerstörung der Synagogen meldeten sie die Stadt Gelnhausen als „judenfrei”. Die zuvor in nichtjüdisches Eigentum übergegangene Synagoge blieb erhalten. Sie dient heute als kulturelle Begegnungsstätte der Stadt.

Gelnhäuser Synagoge im Zustand vor 1938 (Stadtarchiv Gelnhausen)
Gelnhäuser Synagoge im Zustand vor 1938 (Stadtarchiv Gelnhausen)

Im 14. Jahrhundert war Gelnhausen sog. Oberhof des Gelnhäuser Stadtrechtskreises. Das bedeutete, dass andere Städte mit dem Gelnhäuser Recht „bewidmet” wurden; es waren insgesamt 23 Städte, die in der Zeit vom 1290 bis 1402 durch Urkunden dem Oberhof Gelnhausen zugewiesen wurden. Hierzu zählten z.B. Büdingen und Steinau, aber auch Schmalkalden, Dillenburg und Mergentheim. Diese Städte wandten sich in Rechtsfragen an ihren Oberhof als zuständigem Beratungsgremium.

Weitreichende Spuren hat Konrad von Gelnhausen hinterlassen. Er wurde als Sohn einer begüterten und einflussreichen Gelnhäuser Familie um 1320 geboren (Siegfried von Gelnhausen, der spätere Bischof von Chur war sein Onkel). 1378 war die Kirchenspaltung über der Wahl von Papst und Gegenpapst, über Recht und Macht des Papstes ausgebrochen. Konrad legte 1380 seine Gedanken über ein Konzil zur Kirchenreform vor und regte in seinem Werk epistula concordiae (Brief der Eintracht) die Lösung kirchlichen Parteienstreits durch ein Allgemeines Konzil an. Sein Werk strahlt aus bis in die heutige Zeit. Konrad war u.a. der erste Kanzler der Universität Heidelberg, er starb 1390.

In Gelnhausen waren zwei Klöster ansässig, und zwar das Franziskanerkloster (Barfüßerkloster) an der Nordseite des Obermarktes und das Nonnenkloster Himmelau im Osten der Stadt.

Das Erstere wurde nach der Überlieferung 1282 gegründet (nach anderer Quelle soll es schon 1248 bestanden haben). 1756 wurde die Klosterkirche am Obermarkt stillgelegt und 1822 abgerissen.

Ehemalige Franziskanerkirche an der Nordseite des Obermarkts, errichtet Anfang des 14. Jahrhunderts, abgebrochen 1822, in einer Zeichnung von Bernhard Hundeshagen (nach Ludwig Bickell, Archiv des Geschichtsvereins Gelnhausen e.V.)
Ehemalige Franziskanerkirche an der Nordseite des Obermarkts, errichtet Anfang des 14. Jahrhunderts, abgebrochen 1822, in einer Zeichnung von Bernhard Hundeshagen (nach Ludwig Bickell, Archiv des Geschichtsvereins Gelnhausen e.V.)

Im Jahre 1305 bestimmte Siegfried von Gelnhausen, Bischof von Chur, in seinem Testament, dass nach seinem Tode seine Hinterlassenschaften zur Errichtung eines Zisterzienserinnenklosters in Gelnhausen dienen sollten.

Im Jahre 1319 wurde das Kloster erstmals unter dem Namen “Himmelau” erwähnt (bei dem Dörfchen Ubenhausen zwischen Gelnhausen und Haitz gelegen) mit dem Hinweis, dass die Nonnen der Regel des Hl. Benedikt folgen. Bis zum Jahre 1478 wechselte die Zugehörigkeit des Klosters aus unerklärlichen Gründen mehrfach zwischen dem Zisterzienser- und dem Benediktinerorden.

Der Brunnen des Klosters Himmelau – ein Überrest des 1561 geschlossenen Nonnenklosters ist – gelegen in einer Eigentumswohnungsanlage – leider nicht zugänglich. Zeichnung von Eugen Ruhl 1831. (Archiv des Geschichtsvereins Gelnhausen e.V.)
Der Brunnen des Klosters Himmelau – ein Überrest des 1561 geschlossenen Nonnenklosters ist – gelegen in einer Eigentumswohnungsanlage – leider nicht zugänglich. Zeichnung von Eugen Ruhl 1831. (Archiv des Geschichtsvereins Gelnhausen e.V.)

Die Reformation wurde 1543 in Gelnhausen eingeführt, als das Prämonstratenserkloster Selbold die Patronatsrechte für Gelnhausen an den Rat der Stadt abtrat. Erster evangelischer Pfarrer wurde der Selbolder Mönch Peter Strupp, geboren in Gelnhausen. Er hatte mit seiner Ehefrau Magdalene drei Söhne und vier Töchter. Die Familie unterhielt enge Beziehungen nach Wittenberg. 1557 waren Philipp Melanchton und Lucas Cranach Trauzeugen des Sohnes Joachim Strupp (ein im Romanischen Haus gezeigtes Epitaph der Familie Strupp kann möglicherweise der Schule L. Cranachs zugeschrieben werden).

Joachim Strupp veröffentlichte u.a. 1573 das erste Hygienelehrbuch der Welt. Von Kaiser Maximilian II. wurde dem Dr. Joachim Struppius der Adelstitel verliehen.

Die Ehefrau des Sohnes Johannes Strupp, Maria Elisabeth, fiel 1599 dem Hexenwahn zum Opfer. Sie war eines von rd. 45 bekannten und wohl vielen weiteren unbekannten Opfern der Gelnhäuser Hexenprozesse.

Der Hexenturm, errichtet im 15. Jahrhundert war das Untersuchungsgefängnis der der Zauberei Beschuldigten. Zeichnung von Philipp Gönner (1879 – 1953). (Archiv der Kreissparkasse Gelnhausen)
Der Hexenturm, errichtet im 15. Jahrhundert war das Untersuchungsgefängnis der der Zauberei Beschuldigten. Zeichnung von Philipp Gönner (1879 – 1953). (Archiv der Kreissparkasse Gelnhausen)

Im 30-jährigen Krieg hatte Gelnhausen sehr schwere Zeiten zu überstehen. Die Bevölkerungszahl fiel auf wenige 100 Personen. Aus dieser Zeit berichtet der Schriftsteller Johann Jakob Christoph von Grimmelshausen, einer der großen Söhne Gelnhausens.

Um 1621 in Gelnhausen geboren floh er 1634 im Zuge der großen Zerstörung Gelnhausens und nahm am Krieg teil. Später war er in Offenburg und Gaisbach im Schwarzwald tätig und wurde 1667 Schultheiß in Renchen, wo er am 17. August 1676 starb. Neben anderen literarischen Werken zählt seine Erzählung Der Abenteuerliche Simplicissimus Teutsch zu den bedeutendsten Werken barocker Dichtkunst. Grimmelshausen gilt als Begründer des deutschen Romans.

Titelkupfer zu Grimmelshausens Werk "Der Abenteuerliche Simplicissimus Teutsch"
Titelkupfer zu Grimmelshausens Werk "Der Abenteuerliche Simplicissimus Teutsch"

Einer der namhaftesten Botaniker und Mineralogen des 19. Jahrhunderts wurde 1784 in Gelnhausen geboren: Johann Heinrich Cassebeer. Er übernahm 1806 die väterliche Einhorn-Apotheke in der Gelnhäuser Krämergasse und war wiederholt Bürgermeister seiner Heimatstadt. Als Vertreter Gelnhausens zog er in den 1830 in Cassel eingerichteten ersten Landtag des Kurfürstentums Hessen ein. Cassebeer starb 1850. Ein Portrait von ihm existiert leider nicht.

Ein weiterer großer Sohn Gelnhausens ist Philipp Reis, der Erfinder des Telefons. Er wurde am 7. Januar 1834 in Gelnhausen geboren. Ihm gelang es als erstem, die Übertragung des Schalls mit Hilfe des elektrischen Stroms nachzuweisen. Erstmals 1861 führte er seine Erfindung vor dem „Physikalischen Verein Frankfurt” vor. Anerkennung erhielt er 1864 bei einem Treffen der Deutschen Naturforscher in Gießen. Er starb bereits am 14. Januar 1874; die Früchte seiner Arbeiten ernteten später Andere.

Philipp Reis wurde von seiner Heimatstadt im Jahre 1885 ein Denkmal auf dem Untermarkt gesetzt. Die Anlage wurde mehrfach verändert. Hier der wohl früheste Zustand. (Stadtarchiv Gelnhausen)
Philipp Reis wurde von seiner Heimatstadt im Jahre 1885 ein Denkmal auf dem Untermarkt gesetzt. Die Anlage wurde mehrfach verändert. Hier der wohl früheste Zustand. (Stadtarchiv Gelnhausen)

Gelnhausen verlor seinen (nominellen) Status als freie Reichsstadt mit dem Reichsdeputationshauptschluss im Jahre 1803. Nach mehrfach wechselnden Zugehörigkeiten wurde Gelnhausen 1866 preußisch.

Gelnhausens staatliche Zugehörigkeiten

Seit 1835 wurde die Stadt von einem hauptamtlichen Bürgermeister verwaltet. Damit wurde die viele Jahrhunderte bestehende städtische Regierungsstruktur abgelöst, die aus einem älteren und einem jüngeren Schöffenrat sowie einem älteren und einem jüngeren Bürgermeister – ehrenamtlich für jeweils ein Jahr tätig – bestand.

Die Truppendurchzüge Napoleons 1812 und 1813 führten zu schweren Gewalttaten gegen die Bewohner und zu vielerlei Schäden.

1868 erhielt die Stadt Bahnanschluss an der Strecke Schlüchtern – Frankfurt.

Bei dem Bau der Bahnlinie wurde eine Solequelle angebohrt. Da die Analyse der Sole sehr positiv ausfiel, führte diese Entdeckung Anfang des 20. Jahrhunderts zur Errichtung eines Solebades, das noch bis zum Ende des 2. Weltkrieges betrieben wurde.

Die Hoffnungen auf ein Aufblühen von „Bad Gelnhausen“ haben sich nach vorübergehenden Erfolgen nicht erfüllt. (Foto: Stadtarchiv Gelnhausen)
Die Hoffnungen auf ein Aufblühen von „Bad Gelnhausen“ haben sich nach vorübergehenden Erfolgen nicht erfüllt. (Foto: Stadtarchiv Gelnhausen)

Die Vorburg um die Kaiserpfalz – die Gemeinde Burg – wurde erst im Jahre 1895 nach Gelnhausen eingemeindet.

In der Zeit der Industrialisierung entstanden seit 1869 Gummiwarenfabriken, eine Glühlampenfabrik, das Elektrizitätswerk 1902 und parallel neue Einrichtungen wie ein erstes Krankenhaus 1898 in der Holzgasse, das 1936 durch das Kreiskrankenhaus abgelöst wurde.

Der 1. Weltkrieg brachte auch nach Gelnhausen sehr viel menschliches Leid. Auf der Gedenktafel des Ehrenmals im Stadtgarten sind 125 Kriegsopfer namentlich aufgeführt.

Bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 stimmten über 57 % der Gelnhäuser Wahlberechtigten für die NSDAP. Auch bei den Kommunalwahlen im gleichen Jahr erhielt „die Partei” die absolute Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung.

Im Jahre 1936 wurden in Gelnhausen Kasernen errichtet. Damit war es Garnisonstadt der deutschen Wehrmacht bis zur Einnahme durch amerikanische Truppen im März 1945, die anschließend die Kasernen bis 1991 belegten.

Die Kaserne der deutschen Wehrmacht von 1936. (Stadtarchiv Gelnhausen)
Die Kaserne der deutschen Wehrmacht von 1936. (Stadtarchiv Gelnhausen)
Colin Powell, der spätere Außenminister der USA, war einer der Kommandeure in der Gelnhäuser Coleman-Kaserne. Rechts der damalige Bürgermeister Jürgen Michaelis. (Stadtarchiv Gelnhausen)
Colin Powell, der spätere Außenminister der USA, war einer der Kommandeure in der Gelnhäuser Coleman-Kaserne. Rechts der damalige Bürgermeister Jürgen Michaelis. (Stadtarchiv Gelnhausen)

Heute beherbergt das ehemalige Kasernengelände ein Technologie- und Dienstleistungszentrum, in dem z.B. die verschiedenen Rettungs- und Hilfsdienste sowie Behörden und private Dienstleistungsunternehmen angesiedelt sind.

Zum Ende des 2. Weltkriegs erlitt Gelnhausen vielerlei Schäden. Wegen der dreitägigen Verteidigung wurde die Stadt durch amerikanische Artillerie heftig beschossen und dabei rd. 200 Gebäude z.T. schwer zerstört. Am Ostersamstag, den 31. März 1945 besetzten amerikanische Truppen die Stadt. Damit war für Gelnhausen der 2. Weltkrieg beendet, nicht jedoch die Notzeiten.

Der Ziegelturm – Symbol für die Zerstörungen Ende März 1945. (Stadtarchiv Gelnhausen)
Der Ziegelturm – Symbol für die Zerstörungen Ende März 1945. (Stadtarchiv Gelnhausen)
Die Ziegelbrücke wurde von der deutschen Wehrmacht im März 1945 gesprengt, um den Einmarsch der amerikanischen Truppen zu behindern. (Foto: Stadtarchiv Gelnhausen)
Die Ziegelbrücke wurde von der deutschen Wehrmacht im März 1945 gesprengt, um den Einmarsch der amerikanischen Truppen zu behindern. (Foto: Stadtarchiv Gelnhausen)

Die Jahre 1970 bis 1974 brachten im Rahmen der damaligen Gebietsreform den Orten Haitz, Höchst, Roth, Hailer und Meerholz die Eingemeindung nach Gelnhausen.

Von 1821 bis 1974 war Gelnhausen Sitz der Verwaltung des gleichnamigen Landkreises. Seit 2006 ist Gelnhausen Sitz der Verwaltung des Main-Kinzig-Kreises und damit wieder Kreisstadt.

Und seit dem 3. Januar 2007 lag in Gelnhausen-Meerholz der geographische Mittelpunkt der Europäischen Union, bis dieser Anfang 2013 weiter nach dem Westerngrund wanderte..

Im Mittelalter war Gelnhausen ein wichtiger Schwerpunkt des Heiligen Römischen Reiches. Immerhin lag hier - wenn auch vorübergehend - der EU-Mittelpunkt. (Stadt Gelnhausen)
Im Mittelalter war Gelnhausen ein wichtiger Schwerpunkt des Heiligen Römischen Reiches. Immerhin lag hier - wenn auch vorübergehend - der EU-Mittelpunkt. (Stadt Gelnhausen)

Die offizielle Bezeichnung Barbarossastadt Gelnhausen führt die Stadt seit dem Jahre 1978.

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